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Reinhard Raffalts so beeindruckendes – längst sogar in einer
verfilmten Version vorhandenes – Rundfunk-Hörbild beginnt
mit der vielleicht besten Art und Weise
über diese Stadt und mehr nachzudenken
– respektive (davon) zu reden: «Ich nahm am Abend eine Gondel.
- Der Gondoliere ruderte ein Stück den Canal
Grande hinab. - Am Dogenpalast bog er in den Kanal ein, über den
die Seufzerbrücke führt. Wir glitten durch verborgene Schluchten in denen der
Lärm, der sich in den Gassen Venedigs drängt, verstummt war.» Und
nun - die Zuhörer von der feinen Musik und dem wohltuenden Geräuschen des
Wassers eingestimmt – beginnt bereits der nächste Satz mit dem venezianischen
Charakteristikum: «Es ist merkwürdig, welche eine phantastische Rolle im Leben
dieser Stadt der Schall spielt.»
(R. Raffalt 1999, verfilmtes Hörbild; verlinkende
Unterstreichungen O.G.J.) -
Und nicht allein des Rauschens Schall ist hier ebenso merkwürdig wie
bemerkenswert. |
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Hier, wann und wo auch immer das dann konkret sein/werden mag, lassen sich wohl tatsächlich mehr Eigentümlichkeiten entdecken, als zumeist sonst irgendwo. – Vielleicht einmal abgesehen von mir (Olaf G. J.) selbst, sowie, falls Sie dies wünschen sollten, Sie selbstverständlich ebenso ausgenommen. Und darin mag womöglich sogar so eine Art 'Wahlverwandtschaft' liegen. |
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Masse versus Leichtigkeit |
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image by a
courtesy of www.comune.venezia.it |
Hier (auf einerr Internet-Seite der Komunalverwaltung) nur, oder gerade, im Spiegel des, die Piazetta überflutenden,n Aqua Alto zu sehen - ruht die Masse der riessigen Säle des Palazzo Ducale auf den sich scheinbar so leicht aus dem Wasser erhebenden filigranen Säulenreihen seiner unteren Geschosse. Nicht so wie sonst auf der Welt – etwa in Florenz – wo sich |
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das Leichtere
über dem respektive aus dem Schwereren erhebt, scheint hier in Venedig die
Physik aufgehoben, die Schwer-Kraft ausser derselben gesetzt zu sein. |
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Wer etwas genauer hinsieht kann schon erkennen, dass die Proportionen
der beiden Säulengeschosse nicht mehr stimmen, da das Gebäude etliche
Zentimeter eingesunken ist, wirkt das untere Geschoss zu niedrig. Doch selbst dies
vermag den Eindruck, hier in Venedig würden eigene ‚natürliche ‚
‚Gesetzmässigkeiten‘ gelten, nicht so ganz aufzuheben. |
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Wo das
Schwere auf dem Leichten ruht, wen kann es da ernsthaft verwunden, dass sich nicht
wirklich sagen lässt wo vorne und wo hinten ist? |
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Geographische: * wo ist Venedigs Vorder- wo seine Hintertüre? |
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Zwar legt(e) Venedig grossen Wert darauf katholisch zu sein, doch hielt es sich den ‚eigenen‘ Patriarchen (auch räumlich) nicht weniger effektiv vom Hals wie den Papst (und seine Inquisition). Diese Grundhaltung ermöglichte der Grossmacht neben den zentralen Handeskontakten auch kulturellen respektive geistigen Austausch mit ‚ihrer‘ Levante unweit darüber hinaus. Aber auch, dass die Stadt für ihre hier sogar in arabisch und hebräisch gedruckten Bücher berühmt wurde. |
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'Idealstaat' |
Über 1000 Jahre lang vgl. Byzanz- China Judentum. - Deren bzw. die minteinander synchronisierte Geschichte (genauer Zeitachse) sofern Heribert Illig tatsächlich recht haben sollte ohnehin in gleichem Umfang (wtwa um knapp 300 Jahre) zu kürzen wären |
Adelsrepublik ein begriffliches Paradoxon in sich ist eine der zutreffendesten Bezeichnungen. |
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#Oligrachie |
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Zumal noch lebenden Menschen (etwa im Unterschied zu kirchlichen heiligen) wurden in Venedig 'eigentlich' keine Denkmäler errichtet. Gleichwohl werden manche Statuen(gruppen) mit/als historische/n Personen verbunden/popularisiert. Dazu sind die Votivbilder respektive knienden Reliefs der dienstbaren Dogen, von deren Familienvermögen fubabzierte, Verherrlichungen der Adelrepubik in deren Palazzo Communale.
Wohl nur einmal, im 15. Jahrhundert, war der Staat Venedig derat in Bedrängnis, dass dem Sördnerführer Barlomeo Colleo die Erpressung 'gelang', ein zudem auch noch Reiterstandbild von ihm, sogar 'vor San Marco' zu bekommen – allerdings auf den kleinen, etwas abgelegen Platz vor der Bruderschaft dieses Namens; denn die Vereinbarung mit dem Abendteurer war nicht präzieser formuliert.
Und das bekanntere Pferd mit König Viktor Emanuel Il. auf der Uferpromenade Riva degfi Schiavoni am am Canale di San Marco stammt ja von 1887 aus der Zeit (nach) der italienischen Nationalstaatsbildung für Venedig am 7.11.1866, viele Jahre nach dem Ende der Sernissima als souveränem Staat, [Abbs.] Die vier berümtesten der 'Quadriga' Kreuzugsbeite aus Konstantinopel 1204 waren damals berits aus ihrem 'Exil' in Paris, wohin Napoleons Truppen sie kurzzeitig verschleppt hatten, zurückgekehrt, und bis auf abgebildete bzw. wenige heraldische (etwa an Wappenhelm der Fassade, dess nach ihnen benatten Palazzo [Cornet-Contatini dei] Cavalli) liesen sich diese herrschaftlichen Reittiere, 'zoologisch' und 'strategisch' bis heute, weitgehend – eben insbesondere 'cavalkinisch' abgesehen vom Markusplatz und La Fenice - aus der – Gondeln 'rachawend' (die semitische Wortwurzel áëø /raxaw/ findet ja für Bedeutungsfelder des Besteigens, des Fahrens und des Reitens Verwendungen) - Stadt 'heraus halten'.
Über das Werden (den Ur-Sprung) nicht 'nur' Venedigs
Auch das was viele Leute vilfach als den 'Niedergang' Venedigs bezeichnen und, gar morbide erschauernd, betrachten, mag viele Gründe bzw. Ursachen gehabt haben (werden). - 'Eine' historisch wohl wesentlich 'davon' dürfte die Entdeckung der scheinbar 'Neuen Welt' seit 1492 mit der Ausweitung auf, respektive Verlagerung der Handelswege und -volumina dahin – und immerhin einige der Reaktionen von Venezianern darauf - gewesen sein. - Eine womöglich andere, gar denkerisch bis mental wichtigere: Verbreite Denkformen des Untergangsparadigmas und von vorgeblichen Notwendigkeiten (bis eigenen Erlebensdeutungen) des/als Schlechter-Werden/s.
Nur, ob 'Niedergang' - gar 'Dekadenz' - und 'Verlusst der (guten) alten Werte bzw. Tugenden', also bisheriger Tauglischkeiten des und der Menschen für (zumal der Mächtigen bzw. jwnwe suw es werden/bleiben wollen und ihrer Helfershelfer) Verzweclungen, die einzig richtigen Begriffe, sowie die hinreichende (oder auch 'nur' die notwendigen) Erklärung(en) für die beobachtbaren, sich über eine erhebliche Zeit hinziehenden, Veränderungen sind? - Das wagen eher Wenige zu fragen - also interessiert(e) es mich.
Einen politisch-ökonomischen Macht und dementsprechenden Bedeutungsverlusst der Serenissima, inklusive ihres Souveränitätsverlustes als Staat, vermag auch ich durchaus zu erkennen. Vielleicht ist 'die Tochter des Meeres' (und menschlichen Zutuns) ja sogar wirklich von 'der Herrin der Welt' - respektive wenigstens von jener des (sogar über 'ihr' Mittelmeer hinausreichenden) Welt-(Orient-)Handels – zu deren 'Zofe' geworden.
Oder wollen Sie lieber den heute so populären, gar bedeutungsärmeren, Begriff der hier 'Dienstleisterin' für die, anscheinend wenigstens für jene die sie ausüben sollen, keineswegs immer nun populären Tätigkeiten, hören? Das Ansehen 'der Durchlauchtigsten' jedenfalls hat sich zwar (was, gleich gar in Laufe eines 'Milleniums', nicht wirklich überraschen sollte) gewandelt, doch wurde sie darum kaum weniger häufig und intensiv angesehen. Wohl eher im Gegenteil - wenn auch auf eine andere, nur vielleicht nun weniger von latenter Furcht und gegenwärtigem Respekt, als von (zumindest teils) romantischer Zuneigung bzw. nostalgischer Sympathie - durchaus bis hin zur triumphierenden Geringschätzung, einer aktuell alternden Stadtbevölkerung und längst nicht unvermeidlicher Korruption - angehauchten Art und Weise. (Vgl. dazu im Übrigen auch den Antagonismus von 'Herr und Magd'.) Doch hat Venedig heute – da stimme ich durchaus mit Massimo Cacciari (vgl. sein Interview im mare-Heft 18 Venedig ), dem mehrmaligen Bürgermeister der schwierigen amphibischen Stadt, überein - weitaus mehr zu bieten als jemals zuvor, und als lieber 'auf-norden wollende' (Sicherheits-)Fanatismen gerne wahr haben.
[Denkwerkzeugkasten me א ALEF weead ת TAW מאלף ועד תו]
Zugegeben –
ich beginne von, bei und mit mir selbst/selber – to Buber around. I did/have
not viel von meiner ‚Generation‘ / / meinen ‚Hervorbingungen‘ gehalten; und seit
sie/wir ‚die Schalthebel der Macht‘,
überindividuell, bis politisch gestaltende Einflüsse, gebraucht – weiß ich auch
‚warum‘: [Zwar werde ich ‚meine/Deine‘ Wirkungen weder
vermeiden, noch durchsetzen – bin aber nicht verpflichtet die/den Andere/n dies
wissen/merken zu lassen]
Eher flapsig formuliert, empfand ich, dass mir
– solange ich etwas zu
sagen hatte/vermeinte – nicht recht zugehört wurde. Und seit
mir zugehört wird, bezweifle ich zunehmend, überhaupt etwas sagen – bis nützen oder schaden –
zu wollen/sollen. Oder, gar ernsthafter, spätestens ‚pandemisch‘
bemerkt, fällt –
zumal/zumindest verwerflicherweise – auf und ein, dass Menschen trotz und/oder wegen den (spätestens
inzwischen lebensgefährlichen) Notwendigkeiten ‚näher zusammen zu rücken‘, mindestens
‚lokal‘ heit(also da wo
sich Zusammenleben überwiegend ereignet/änderbar ist), weniger, zudem (einen selbst eher
überraschen würdend, wie viel)
ungnädiger, miteinander tut.
Jedenfalls Ni. Piper enthüllt das Geschäft, das dem Venezianer Shylock aufgedrängt wird, als Risikoklasse Tripple-C, was da von Juden, äh vom Dichter, verlangt ‚wurde‘ ist kein Geschäft, das ist Absurdistan. – Im Übrigen hat auch bereits Miriam Pressler über die Tochter des/eines Judenstereotyps Wesentliches geklärt. „Das ist schlimmer als absurd. … Willkommen in Venedig!“ zitiert Jo. Berendt N.N. den zuständigen Taubenfachmann der Stadt um die ‚letzte‘ Jahrhunderwende.
Schlag mach bei Shakespere, denn da steht was drinn. [Mindestens auch das Gegenteil dessen was sich in so hinreichend umfänglichen Werken belegen/zitieren lässt]
Und durch die
Kenntnis der Dramen, fällst Du bei den Damen, total aus dem Rahmen. (Dicht
zitabel)
Die ganzen
‚Geist versus Materie‘-Konfrintationen irren – untereinander (und nicht allein nur miteinander/untereinander/widereinander)
interaktionsfähige Verhaltenssubjekte befinden/ändern sich (sowohl ‚abstrakt‘ als auch
‚konkret‘ teils benenn- bis sogar handhabar) Dingen und Ereignissen (inklusive Personen, Beobachtungen. Abbildungen und
deren Unterlassungen) ‚gegenüber(-wirkmächtig – anstatt dies vollständig
determinierend oder allein, bis entscheidend, dadurch bestimmt)‘.
Zum ‚Schluss‘ noch die Schlusspassage der Verdichtung von Raffalt. |
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«Seit vielen Jahrhunderten betrachten die Menschen die Seestadt Venedig als eine Stadt des Märchens. Märchenhaft erschien der Reichtum, der in ihren Schatzhäusern aufgehäuft war, unvorstellbar ihre Macht, unkontrollierbar ihre Politik. Man warf der (Adels-)Republik Wortbruch und Treulosigkeit vor und bewunderte ihre Geschmeidigkeit. Man wusste von der Grausamkeit ihrer Justiz Schandtaten zu berichten und lieferte sich ihr aus, um den Karneval zu feiern. Man fürchtete ihre Rache und baute auf ihre Toleranz. Man war sich niemals darüber klar, was Venedig übel nahm, was es verzieh, was es vergass, was es behielt. Es war ein Fehenwesen, dem gegenüber sich die reale Welt hilflos und noch nicht ganz erzogen fühlte. Die Venezianer waren im ganzen Abendland verhasst, wegen ihrer Lügenhaftigkeit, und alle Welt vertraute ihnen Geld an. Überall wurden sie für besitzgierige Räuber gehalten, aber jedermann war sich des Vorteils bewusst, den es bedeutete, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Der Fondaco de Tedeschi, das grosse Kaufhaus der Deutschen auf dem Rialto brannte einmal aus, zu einer Zeit, als die Handelsfamilien der Fugger und der Welser schon längst eine scharfe Konkurrenz für Venedig geworden waren. Und die Venezianer bauten den grossen Handelspalast auf Staatskosten wieder auf, und übergaben ihn, fertig eingerichtet. Ihren Konkurrenten. Überall und in jeder Epoche schien Venedig ein Rätsel zu sein: Eine nicht einzuordnende Grösse im Spiel der Welt. Etwas womit man nicht rechnen konnte - von dem man aber wusste, dass es selber rechnete. Auf den Stichen, die im 18. Jahrhundert von der Stadt angefertigt wurden thront über ihr der Gott Merkur, der Gott des Handels und der Gott der Diebe. Und Venedig machte nie ein Hehl daraus, dass es das Eine von dem Anderen nur schwer trennen konnte. Die Venezianer richteten ihre Segel stets nach den Winden, und sie wunderten sich nicht, wenn die Winde von Afrika, vom Orient, von Spanien und von Deutschland manchmal zu gleicher Zeit auf die Seestadt zustürmten. Sie hatten sich von der Terraferma - vom festen Land, vom wohlgegründeten Boden - unabhängig gemacht, und sie hielten sich von Anfang an nicht mehr für verpflichtet, den Gesetzen der materiellen, der moralischen und der religiösen Schwerkraft zu folgen. Wenn der Boden unter den Füssen wankt, weil er schwimmt, dann ist es eben kein Boden mehr, sondern nur noch eine Planke. Und was diese Planke an Sicherheit nicht bieten kann, wiegt sie durch Beweglichkeit auf. Niemals mehr hat es ein Stadtvolk gegeben, das in der Welt an so vielen verschiedenen Orten zur gleichen Zeit und im gleichen Sinne am Schicksal mitgewirkt hat. - Wenn eine Insel, ein Stück Land im Meer ist, so ist Venedig ein Stück Gold im Meer. Deshalb war für die Venezianer die Natur niemals wichtig - die Kunst aber ein Lebenselement. Wenn die Menschen anderswo Gärten anlegten, malten die Venezianer Bilder. Das Licht war wichtiger als der Gegenstand, der Himmel wichtiger als die Erde, und der Wellenschlag des Meeres - der sie mit allen Küsten der Welt verband - lebt fort in ihrer Musik. Venedig wurde nicht geboren, um die Welt zu erobern, es trachtete niemals danach, sie zu besitzen - aber heute, da es vollendet ist, erkennen wir , dass es geschaffen wurde, um die Welt zu bedeuten.» [Wassergeräusche mit Musik zum Abspann] (R. Raffalt 1999, verfilmtes Hörbild) |
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Für den Fall, dass Sie – im grössten der Goldenen Bücher Venedigs - etwas wohl noch Bedeutsameres (über den Ursprung bzw. die Ursprünge des Alles) nachschlagen wollen, ist dieser 'Gondoliere' für Sie bereit |
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Kommentare und Anregungen sind willkommen unter: webmaster@jahreiss-og.de |
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